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28. Februar 2021, 18:44 Uhr
Peter Schubert über sein Riesenpuzzle
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Um sein Puzzle "Travel around Art" in ganzer Schönheit präsentieren zu können, muss sich Peter Schubert schon ins Rathaus von Hallerndorf einnisten.
(Foto: privat)
Peter Schubert hat es vollbracht: Das größte Puzzle der Welt mit 54 000 Teilen ist fertig - und irgendwie doch nicht. Denn am Ende erlebt er eine böse Überraschung.
Interview von   Olaf Przybilla
Seit 16 Jahren puzzelt Peter Schubert, 52, aus dem oberfränkischen
 
Hallerndor f
Jetzt hat er sich an das mit insgesamt 54 000 Teilen größte in Serie produzierte Puzzle der Welt gewagt - und eine böse Überraschung erlebt am Ende. Ein Gespräch über frühe Frustrationen, den Weg als Ziel und einen Staubsauger als letzte Instanz.
SZ: Herr Schubert, herzlichen Glückwunsch! Um Ihr neues Puzzlewerk in Gänze herzuzeigen, durften Sie sogar ins Rathaus Ihrer Heimatgemeinde Hallerndorf.
Peter Schubert: Ich hab' a weng gute Connections ins Rathaus. Andere sagen, wenn ich da noch ein paar Mal rein darf, dann kann ich das gleich als Wohnadresse anmelden.
Ja, aber wo sollten Sie auch hin in Hallerndorf? Ihr neuestes Puzzlewerk "Travel around Art" ist ja fußballtorgroß.
Eben. Und der Bürgermeister unterstützt das. Ist halt einzigartig. Ich darf sogar in den Sitzungssaal, muss nur schauen, dass ich die Lücken zwischen den Sitzungen erwische. Aber jetzt in der Pandemie tu ich mir leichter. Da sind nicht so viele Sitzungen.
Mal ehrlich: Wie kommt man denn dazu?
Ich muss da mal 16 Jahre zurückgehen. Wir wollten eigentlich nur ein Buch in einem Laden kaufen. Jedenfalls sehe ich da ein Puzzle mit 20 000 Teilen. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es so was überhaupt gibt. Wär schon ein Reiz, dacht' ich mir. Aber die Zweifel kamen schon auch: Wann willst du das eigentlich machen? Man kann ja nicht wochenlang nichts anderes mehr tun. Aber es hat mir dann keine Ruh mehr gelassen. Am nächsten Tag bin ich zurück in den Laden.
Anfang einer Passion.
Ich dachte: Hauptsache ich hab das mal zu Hause. Irgendwann hab ich dann angefangen mit dem Rand. Und war total frustriert.
Warum das?
Es war partout kein Unterschied zu erkennen zwischen den einzelnen Teilen. Ich hab das Ding dann wieder eingepackt und in den Keller gestellt. Es war ernüchternd. Aber gerade das hat mir keine Ruhe mehr gelassen. Es muss doch einen Weg geben, hab ich mir gedacht. Mitten in der Nacht ist mir dann der entscheidende Einfall gekommen.
Und wie schafft man das also?
Sie müssen von innen nach außen puzzeln! Das Motiv hatte außen eine Umrahmung, die Teile waren alle beige und einfarbig. Wenn man da außen anfängt, ist man aufgeschmissen. Aber andersrum? So ging's! Trotzdem hab ich ein Jahr mit diesem ersten Puzzle verbracht. Gut: Zu der Zeit war ich auch noch voll in einen Drei-Kinder-Haushalt eingebunden. Plus Schichtarbeit. Ich konnte also nur meine Schlafzeiten kürzen.
Puh.
Ich hab das halbiert, nur noch vier Stunden täglich. Geht gut. Für das neue Projekt mit 54 000 Teilen hab ich zu jeder Tages- und Nachtzeit gepuzzelt. Ich stell den Wecker auf eins in der Nacht - und puzzle. Am Wochenende auch mal 13 oder 14 Stunden täglich.
Öde wird das nicht?
Der Fernseher läuft. Wenn man alleine wohnt, ist der ein Ansprechpartner. Man hört was, kann aufschauen, sieht was. Dann versteift man sich nicht so aufs Teilesuchen.
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Gibt's da nicht Momente, in denen man ums Verrecken nicht weiterkommt?
Oh doch. Es geht einfach nirgends weiter. Dann bleibt nur: Aufhören, und wenn man nur zum Briefkasten geht. Aber das arbeitet in einem. Und dann will man wieder zurück.
Insgesamt 50 verschiedene Gemälde sind auf dem Puzzlegroßwerk "Travel around Art" abgebildet. Sie sind Kunstfreak?
Überhaupt nicht. Mit Kunst hab ich nichts am Hut. Den Turmbau zu Babel kenn ich, auch die Mona Lisa. Die anderen weiß ich bis heute nicht. Die stehen alle auf der Beschreibung des Puzzleherstellers, aber mir das alles zu merken, hab ich gar keine Zeit.
Es ging Ihnen also nicht ums Motiv.
Null. Man hat da ja auch keine Auswahl. Entweder man setzt dieses eine Riesenwerk zusammen, das größte in Serie produzierte Puzzle der Welt. Oder halt nicht. Man kann da nicht sagen: Ich mach' lieber Tierwelt.
Pilgerreisende erzählen, die letzten Meter der Reise können melancholisch sein
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Absolut: Der Weg ist das Ziel. Es gibt zwar auch den Kick der letzten Tage: Passt jetzt auch alles? Aber am Ende kommen auch traurige Momente. Und wenn man fertig ist, dann kann's passieren, dass man nicht weiß, was man jetzt machen soll. Man wird plötzlich so in den Alltag zurückgeschleudert.
Furchtbar .
Das Schlimmste: Ein einziges Teil hat am Ende gefehlt und fehlt bis heute. Man kommt sich vor, als wär man im falschen Film.
Das ist ja ein Albtraum.
Es lässt einem keine Ruhe mehr. Ich habe die Möbel verrutscht, ich habe den Beutel vom Staubsauger aufgeschlitzt, jeden Strohhalm hab ich zu ergreifen versucht: nichts.
Was sagt der Hersteller?
Vier verschiedene Stellen hab ich angeschrieben - keine Reaktion. Inzwischen hab ich mir ein Ersatzteil zurechtgeschnitten, man merkt das optisch also nicht. Und trotzdem: Das fehlende Teil begleitet einen bis auf die Arbeit: Da könnt' ich vielleicht noch mal gucken oder dort. Am liebsten würd' man gleich nach Hause zurück und nachschauen.
Wie lange haben sie insgesamt gesucht?
Mindestens drei Tage.
Oh Gott. Meine Frau hat kürzlich frisch gekauften Salbei fünf Minuten lang gesucht und ist fast kirre geworden dabei.
Irgendwann muss man loslassen und sagen: Das ist gar nie hier gewesen, dieses Teil. Man sucht sich sonst tot. Ich habe mir gesagt: Die letzte Instanz ist der Staubsaugerbeutel. Da ist es nicht. So. Und dann war's das eben.
Schon hart.
Andererseits: Das Puzzeln bringt mir auch was. Das ist Ablenkung pur. Kommt kein Buch mit für mich. Weil: Sie stellen dabei ja auch noch was her. Krankenkassen kann ich das nur empfehlen. Wenn einer zur Schwermut und Grübelei neigt: Puzzeln hilft! Da bauscht man Probleme gar nicht erst auf, das ist schon der halbe Sieg. Da brauchen Sie keine Tabletten und keinen Alkohol.
Etwas noch. Gibt's Leute, die sagen: Sie haben doch nicht alle Gurken im Glas?
Oh großartig! Die Formulierung mit den Gurken ist mir neu, die möcht ich bitte unbedingt so lesen. Und sinngemäß sagen das schon einige, klar. Versteh ich auch. Aber ich bleib dabei: Puzzeln hilft mir im Leben. Mit Gurken im Glas oder ohne.
Peter Schubert, 52, puzzelt seit 16 Jahren und legt auf der Seite www.puzzlekoenig.de Rechenschaft darüber ab. Der Betriebsschlosser lebt und puzzelt in Hallerndorf im Landkreis Forchheim. (Foto: privat)
Originalbericht Süddeutsche Zeitung
"Wenn einer zur Grübelei neigt: Puzzeln hilft!"
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